Der Magistrat hat die Umwandlung eines Teilstückes des Gewerbegebiets am Wetterweg in ein Industriegebiet vorgeschlagen, damit dort eine Klärschlammtrocknungsanlage errichtet und betrieben werden kann. Vom Gewerbegebiet im eigentlichen Sinne unterscheidet sich ein Industriegebiet durch die Ansiedlung von Betrieben, die ein bestimmtes Maß an Umweltbelastungen wie Lärm, Luftschadstoffe, Staub und Gerüche erzeugen und darum insbesondere von Wohngebieten ferngehalten werden sollen.
Die SPD-Fraktion macht sich große Sorgen um Gesundheit und Lebensqualität unserer Bürgerinnen und Bürger in der Kernstadt. Zwei Gründe führen uns dazu:
In der Klärschlammtrocknungsanlage wird dem Schlamm aus Kläranlagen das Wasser entzogen. Die Trockenmasse soll in einem weiteren Schritt zu Brennstoffgranulat aufgewertet werden. Bei der Lagerung und Trocknung des Klärschlamms entsteht eine geruchsintensive Abluft. Wenn die Verfahren, die eine weitgehende Geruchsfreiheit herstellen sollen, versagen oder (aus wirtschaftlichen Gründen) abgeschaltet werden, entsteht eine erhebliche Geruchsbelästigung. Weil die Anlage im Süden von Volkmarsen angesiedelt würde und wir überwiegend Wind aus Südwesten haben, würde der Gestank unmittelbar auf die Stadt ziehen.
Dass die Belästigung durch Gestank nicht ausgeschlossen werden kann, zeigt ein kürzlich ergangenes Urteil des Verwaltungsgerichts Neustadt. Darin wurde der Betrieb einer Klärschlammtrocknungsanlage untersagt, nachdem der Betreiber über Jahre hinweg nicht in der Lage war, die Anlage ohne erhebliche Geruchsbelästigungen zu fahren.
Wir halten es für äußerst problematisch, dass neben die Trocknungsanlage eine Pyrolyseanlage gestellt werden soll. Darin soll durch die Verbrennung des Klärschlamms bei hohen Temperaturen Phosphor zurückgewonnen werden. Es kann nicht als gesichert gelten, dass bei der Verbrennung die im Klärschlamm enthaltenen Schadstoffe freigesetzt werden. Störfälle in der Müllverbrennungsanlage in Korbach führen immer wieder zu Belastungen der Luft durch gesundheitsgefährdende Schadstoffe. Hinzu kommt, dass bei der Verbrennung von Klärschlamm erhebliche Mengen an Lachgas entstehen. Dieses Lachgas (N2O) ist rund 300 Mal klimarelevanter als CO2. Zudem hat es eine mittlere atmosphärische Verweilzeit von 114 Jahren und ist damit ein sehr schädliches Gas.
Die SPD Volkmarsen fordert, dass für das Gewerbe- und Logistikgebiet am Wetterweg ein Konzept entwickelt wird, in dem festgelegt wird, welche Unternehmen sich dort ansiedeln können. Das Konzept muss sich damit auseinandersetzen, dass mögliche Chancen für die Stadt nicht höher wiegen als mögliche Beeinträchtigungen unserer Bürgerinnen und Bürger. Die fallweise Umwandlung in ein Industriegebiet soll damit ausgeschlossen werden.